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Sonntag, 19. Mai 2013

Gretchenfrage

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Vorwort zum Faust - Eine Tagödie

Allgemeines:

"Mein fernes Leben kann ich nunmehr als ein reines Geschenk ansehen, und es ist jetzt im Grunde einerlei, ob und wann ich noch etwas tue." (Goethe im Mai 1831).

So lautet Goethes eigenes Urteil als dieser zehn Monate vor seinem Tod den zweiten Teil seines "Faust" abgeschlossen hatte. Dieses Meisterwerk, welches ihn über einen Zeitraum von 60 Jahren begleitet hatte (Urfaust um 1770 entstanden - Faust 1. Teil 1803 abgeschlossen), war ursprünglich ein Volksbuch und Puppenspiel gewesen und wurde durch ihn zur berühmtesten Dichtung der deutschen Literatur - gar zu einem Glanzlicht der Weltliteratur.

Denn mit diesem dramatischen Werk, in dessen Mittelpunkt der nach unbedingter Erkenntnis strebende Wissenschaftler Faust steht, gelang Goethe ein noch heute allgemein gültiges Gleichnis menschlichen Lebens, welches jeder Zeitströmung widerstand. Vor allem die modernen Bühneninterpretationen der Faust-Tragödie geben den individuellen Charakter dieses Stückes wider. Zudem fanden sehr viele Passagen dieses Werkes Eingang in den deutschen Sprachschatz und belegen nachhaltig seine nach wie vor ungebrochene Popularität.

Quelle:

Johann Wolfgang Goethe, Faust Eine Tragödie, Erster und zweiter Teil, Deutscher Taschenbuchverlag, 13. Auflage 2012



Die Gretchenfrage - Herkunft des Begriffs:
Der Ausdruck Gretchenfrage erfüllt als zusammengesetztes Wort Merkmale eines Idioms, das heißt, er ist zum festen begrifflichen Bestandteil der Sprache geworden (lexikalisiert) und erschließt gleichzeitig seine Bedeutung nicht durch seine einzelnen Wortelemente.
Die Herkunft des Begriffs ist in Goethes Faust (Tragödie 1 Teil , Vers 3415) verankert. Hier findet sich eine Frage Gretchens, mit der sie Genaueres über Fausts religiöse Zugehörigkeit erfahren möchte. Da dieser sich einerseits dem Teufel verschrieben hat und er andererseits Gretchen erobern möchte, gerät er - die Antwort betreffend - in einen Gewissenskonflikt.
Idiom

Dieser Wortlaut entstammt dem Griechischen und steht für Mehrdeutigkeit. Im o.g. Fall handelt es sich um einen idiomatischen Sprachgebrauch, d.h. einer Redewendung, die nur im deutschen Sprachgebrauch einen Sinn ergibt.











Bedeutung der Gretchenfrage:
Von dieser Szene im Faust leitet sich die heutige Bedeutung der Gretchenfrage ab, sie bezeichnet eine Gewissensfrage, die vom Befragten nicht gerne beantwortet wird.
Zudem ist typisch für eine solche Frage, dass derjenige, der sie ausspricht, damit den Kern eines Sachverhaltes trifft und mit der Antwort eine eindeutige Stellungnahme des Befragten zu einem Thema verlangt, das unter Umständen für ihn eine unangenehme oder zwiespältige Bedeutung hat.
Das Gretchen im Faust spürt einen Widerspruch in Fausts Verhalten und ist misstrauisch gegenüber seinen Absichten geworden. Durch seine Frage möchte das junge Mädchen vermeiden, dass es auf einen zweifelhaften Bewerber hereinfällt. Die Gretchenfrage beinhaltet auch in seiner Bedeutung für den Sprachgebrauch, dass sie in Momenten der Entscheidung gestellt wird, da der Fragende sich vor einem „blinden in die Falle tappen“ schützen möchte.
Interessantes Merkmal der Gretchenfrage ist übrigens, dass Sie nicht unbedingt beantwortet werden muss, um dem Fragesteller im Bezug auf seinen Zweifel Klarheit zu verschaffen, da ein Herumdrücken um eine ehrliche Antwort Hinweis genug sein kann

Faust 1 - Die Gretchenfrage

(Marthens Garten - Verse 3414 - 3543)

Faust“ ist eine von Johann Wolfgang Goethe verfasste Tragödie, bestehend aus zwei Teilen. Das Grundthema ist der unersättliche Wunsch des Menschen nach der absoluten Erkenntnis. Heinrich Faust ist ein angesehener Wissenschaftler, jedoch fehlt es ihm an Erkenntnis. Geleitet von seiner Verzweiflung verspricht er dem Teufel seine Seele, wenn es diesem gelingen sollte, ihn zur Erkenntnis zu führen. So nimmt die Geschichte ihren Lauf und Faust wird wieder in einen jungen Mann zurück verwandelt. Kurze Zeit darauf lernt er Margarethe, genannt "Gretchen", kennen und wird in eine tragische Liebesgeschichte, der sogenannten "Gretchentragödie", verwickelt. Den Mittelpunkt dieser Tragödie stellt die "Gretchenfrage" im Vers 3415 dar:

Gretchen an Faust: "Nun sag, wie hast du`s mit der Religion".

Mit dieser Frage quält Goethes Gretchen ihren Geliebten und dieser weis darauf keine rechte Antwort. Da Margarethe selbst sehr gläubig und religiös ist hofft sie, dass ihr Geliebter ebenfalls an die Religion glaubt aber während des Gesprächs zur Erkenntnis kommt, dass Faust nicht so viel davon hält ("Allein ich glaub, du hältst nicht viel davon", - Vers 3417). Der Universalgelehrte versucht im weiteren Verlauf des Gespräches den Fragen Margarethes aus dem Weg zu gehen. Seine unmittelbare Reaktion ist dann auch typisch für heutige moderne Befindlichkeiten: "Lass das mein Kind !". Über die Kirche bzw. die Religion, und dieses war zu Goethes Zeiten gegeben, spricht man nicht. Dieses ist Privatsache und zwar so sehr, dass sie nicht einmal die Intimität zwischen zwei sich liebenden Menschen tangiert. Trotzdem indiziert diese Szene einen nicht zu unterschätzenden bzw. fortschrittlichen Wandel im Umgang mit der Religion, da das Zeitalter der Aufklärung seine Spuren hinterlassen hat und somit nicht mehr die Frage nach dem rechten Glauben den Diskurs dominiert, sondern die nach der Stellung des Menschen zum Phänomen des Religiösen überhaupt.

Faust zweite Reaktion weist der Religion einen Platz zu, der ihre Verbindlichkeit abspricht: !" Du fühlst ich bin dir gut; Für meine Lieben ließ ich Leib und Blut/ Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben." Hier versucht Faust eine Toleranz aufzubauen indem er gegenüber Gretchen aussagt; jeder soll glauben und im Glauben fühlen wie er kann und will. Im Grunde genommen möchte er keine Auseinandersetzung mit dem rechten Glauben, beansprucht aber gleichzeitig für sich selbst ethisch, moralisch Maxime wie der Liebe bzw. das Liebesgebot.

Die vielen Ausweichmanöver treiben Gretchen letztendlich dazu, die für sie entscheidende Frage zu stellen: "Glaubst du an Gott?". Mit dieser Frage bringt Gretchen Faust in eine Zwickmühle und er tut alles, um auch diese, gerade diese Frage nicht beantworten zu müssen. Im Grunde möchte er sie vom Tisch haben, da in Dingen der Religion aus seiner Sichtweise keine Auskunftspflicht besteht. Für Faust ist somit der Glaube nicht kommunizierbar eher eine Art Lippenbekenntnis. Der Glaube selber ist stumm. Dieser Radikalität seiner Glaubensauffassung kann er gegenüber Gretchen nicht äußern, da die Frage nach der Religion auch im weiteren Sinne eine Frage nach dem Stellenwert der Werte ist, nach der ein Mensch zu leben vermag. Somit umkreist er diese Frage mit philosophischen Ansätzen. Zunächst einmal stellt er die Frage der Legitimität nach Gott zur Disposition - "Wer darf ihn nennen ?"/Und wer bekennen:/Ich glaub` ihn ! ... und flüchtet sich im Weiteren in die Beschwörung von Empfindungen "Nenn`s Glück! Herz !Liebe! Gott!/ Ich habe keinen Namen/Dafür! Gefühl ist alles".





Gefühl ist alles ! - Es scheint so, als ob Faust an dieser Stelle eine romantisch gefärbte Religiösität antizipiert. Er repräsentiert aber auch eine moderne, pantheistisch angehauchte Vernunftreligion, mit der wohl Goethe ebenfalls kokettiert hat. Faust verinnerlicht in seinen Aussagen keinen persönlichen Gott, keine Konfession, keine Glaubensgemeinschaft, keine Kirche und damit verbunden eine fehlende sittliche Weltordnung, womit er eindeutige atheistische Züge aufweist. Gleichermaßen versucht er aber das Gefühl der Allverbundenheit sowie eine Übereinstimmung mit dem Weltganzen aufzuzeigen (Streben nach Pantheismus) und nachdem er letztendlich auch als Wissenschaftler strebt mit dem eindeutigen Ziel, die vierzehnjährige Margarethe zu verführen.

Die Kindfrau bleibt zunächst hartnäckig. Sie lässt sich von den gewundenen Äußerungen des Gelehrten nicht irritieren. Und dies nicht nur, weil sie spürt, das Faust schwindelt sondern auch, weil sie intuitiv Fausts Wortschwall schlichtweg als Ausweichmanöver interpretiert. Aufgrund der Schwammigkeit seiner Antworten ist ihre logische Schlussfolgerung: "Du hast kein Christentum".

Zusammenfassung:

Faust wusste auf Gretchens Frage keine rechte Antwort. Er wollte ihr ihren Glauben nicht nehmen und aufklären wollte er sie ebenfalls nicht. Dieses Dilemma in dem er sich befindet erinnert an Haltungen, die man heutzutage gerne als tolerant empfindet, da man klare Antworten umgeht und den Fragenden auf sich allein gestellt lässt. Faust letztendlich ließ die Antworten im Raume stehen und machte sich unter Mitwirkung des Teufels ans Werk der Verführung.

Sprichwörtlich aber wurde die "Gretchenfrage", weil sie sich an jede Generation neu wendet, da sie immer wieder herausfordert, über sich selbst Rechenschaft abzulegen, nach welchen Kriterien man das eigene Leben gestaltet und wie man zu diesem steht.


Rainer Raasch


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